Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken, das nicht die Vorwelt schon gedacht?“

Goethe, Faust 1. Teil, 2. Akt

Kaum jemand wird an der Richtigkeit dieser Worte des Mephistopheles zweifeln, eher ist ihr Sinngehalt noch auszuweiten: Welche Entwicklungen der Gegenwart und jüngsten Geschichte hatten nicht historische Entsprechungen?

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es im Altenberger Zinnbergbau zu einer schweren Krise, die Produktionskosten waren viel zu hoch, um auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können. Die Einwohnerzahl der Bergstadt schrumpfte dramatisch. Viele Menschen mussten zwangsläufig anderswo Arbeit suchen Alternativen, andere Fundamente für wirtschaftlichen Neubeginn waren gefragt. In dieser Situation plante ein Kreis Altenberger Bürger die Ansiedlung einer höheren Schule.

Von der Stadtverwaltung unterstützt gründeten der Altenberger Postverwalter Reichel und Diakon Paul Haucke, ein gebürtiger Dippoldiswalder, 1889 das „Vorbereitungsinstitut für Postgehilfen zu Altenberg/Erzg.“

Am 2. Januar 1890 wurde es eröffnet. Personalbestand: 8 Schüler und 1 Lehrer, Direktor war Paul Haucke.
Schon bald wurden neben Postbeamten auch Eisenbahnbeamte ausgebildet, die Schule der Bezirksschulinspektion Dippoldiswalde unterstellt, sie hieß dann „Vorschule für Eisenbahn- und andere Bureaubeamte“.
Ein komplizierter Weg führte letztlich von einer Privatschule spezieller Ausrichtung zur allgemeinbildenden Schule in öffentlicher Trägerschaft.

Als Paul Haucke 1934, 75 Jahre alt, seine Direktorentätigkeit beendete, trug die Schule den Namen „Höhere Grenzlandschule“ und befand sich in Trägerschaft der Stadt Altenberg, der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, des Vereins der Freunde und Förderer dieser Schule (!) und der Altenberger Landsmannschaft, einer Vereinigung ehemaliger Schüler(!).
1938 war sie dann eine achtstufige öffentliche Schule mit einem sprachlichen und einem naturwissenschaftlichen Zweig, die Schülerzahl lag bei 225.

Nach der Zerstörung Altenbergs Anfang Mai 1945, der auch das Schulgebäude zum Opfer fiel, und dem Zusammenbruch des 3. Reiches mühten sich noch im selben Monat engagierte Menschen um einen Neubeginn. Bereits am 23. Juli wurde nun in den Räumen des ehemaligen Amtsgerichts Altenberg untergebracht die Schule als eine der ersten Oberschulen Sachsens neu eröffnet.

Jahre des Umbaus folgten; am 17. September 1949 erhielt sie den Namen Oberschule „Glückauf“ Altenberg. 1959 wurden die damaligen Oberschulen in „Erweiterte Oberschule“ (EOS) umbenannt.
Am 4. Juli 1972 fassten die Leitungsgremien des Bezirkes Dresden und des Kreises Dippoldiswalde den Beschluss, in Altenberg eine Kinder- und Jugendsportschule (KJS) zu gründen, verbunden mit dem Umzug der EOS „Glückauf“ nach Dippoldiswalde, dieser erfolgte dann 1977; ein Neubau war in der Zwischenzeit errichtet worden. Die bisherigen Räumlichkeiten in Altenberg belegte nun die KJS „Richard Sorge“.

Ab 1983 entfielen die Klassenstufen 9 und 10 an den Erweiterten Oberschulen. Die Schülerzahl der EOS „Glückauf“ Dippoldiswalde wurde dadurch so gering, dass man sie organisatorisch als „Schulteil“ der örtlichen Polytechnischen Oberschule angliederte, eine Maßnahme, die unmittelbar nach der Wende von 1989 wieder entfiel.

Seit 1992 gibt es in Sachsen erneut Gymnasien, aus der EOS „Glückauf“ Dippoldiswalde wurde das „Glückauf-Gymnasium“; dies war nicht nur eine Namensänderung, sondern mit vielen Wandlungen verbunden. Betrug die Schülerzahl 1990 ca. 80, bewarben sich 1992 ca. 1500 Schüler aus dem Kreis Dippoldiswalde für die gymnasiale Ausbildung. Diese Interessentenzahl war so hoch, dass zwei Gymnasien notwendig wurden. In Altenberg hatte sich die KJS aufgelöst und auch hier entstand ein Gymnasium, das in Rückbesinnung auf historische Wurzeln seit 1994 den Namen Bergstadtgymnasium „Glück auf“ trägt.

Der Rückgang der Schülerzahlen hat beide Gymnasien 2004 zusammengeführt. Dadurch wird im südwestlichen Gebiet des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge weiterhin eine anspruchsvolle und wohnortnahe gymnasiale Ausbildung möglich sein, ein wichtiger Erfolg für unsere Region.

Im Jahr 2014 feiert die Schule ihr 125-jähriges Jubiläum mit einer Reihe von Veranstaltungen und Aktivitäten.

Quellen:
Material aus den Archiven der Schule
Festschrift zur 75-Jahr-Feier der Erweiterten Oberschule „Glückauf“ Altenberg/Erzgebirge
Festschrift zum 100-jährigen Schuljubiläum

Schulgründung

1889 Schulgründung als „Vorbereitungsinstitut für Postgehilfen zu Altenberg / Erzg.“

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es im Altenberger Zinnbergbau zu einer schweren Krise. Die Produktionskosten waren viel zu hoch, um auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können. Die Einwohnerzahl der Bergstadt schrumpfte dramatisch. Viele Menschen mussten zwangsläufig anderswo Arbeit suchen. Alternativen, andere Fundamente für einen wirtschaftlichen Neubeginn waren gefragt. In dieser Situation planten Altenberger Bürger die Ansiedlung einer höheren Schule. Diakonus Paul Haucke, ein gebürtiger Dippoldiswalder, griff die Information des ortsansässigen Postverwalters Reichel über die Kieler Postschule auf, in der 50 Schüler aus Sachsen unterrichtet wurden. So gründeten ein Kreis Altenberger Bürger eine Genossenschaft, um die Schule zu finanzieren.

Im Konfirmationszimmer des Diakonats wurde anfänglich 8 Schülern Unterricht erteilt. Beköstigung und Quartier erhielten sie bei Altenberger Einwohnern. Direktor war Paul Haucke. Am 2.Januar 1890 wurde das „Vorbereitungsinstitut für Postgehülfen zu Altenberg/Erzgebirge“ eröffnet. Zu Ostern waren bereits 42 Schüler angemeldet. 3 Lehrkräfte unterrichteten von da an im Haus an der Bossestraße.

 

1. Von der Privatschule zur Schule in öffentlicher Trägerschaft

Diese erste Etappe unserer Schule bis 1934 wurde wesentlich geprägt durch den Gründer und Schulleiter Paul Haucke. Die Entwicklung von der Privatschule zur Schule in öffentlicher Trägerschaft (Gemeinden, Amtshauptmannschaft) hat er entscheidend geführt.

1891 „Post- und Eisenbahnschule“

Der Generaldirektor der Sächsischen Staatseisenbahn Hoffmann besuchte Altenberg und regte an, an dem Institut junge Leute auch für den Eisenbahndienst vorzubereiten. Herr Direktor Haucke war sofort dazu bereit.

Er gestaltete den Lehrplan um, führte Telegraphie und Eisenbahnkunde ein und erweiterte somit die Lehranstalt.

6 Lehrer unterrichteten 70 Schüler. Die Altenberger erkannten ihre Bahnschüler an den grünen und die Postschüler an den blau-roten Mützen.

Am 29. September begann der erste zweijährige Kurs die Vorbereitung für den mittleren Eisenbahndienst. Die Schüler wurden mit dem Reifezeugnis entlassen.

Schulgebäude bis 1907

Alle Schüler waren im Internat am Petzoldplatz untergebracht.

Internat der Post- und Eisenbahnschule

1893 „Vorschule für Eisenbahn- und andere Bureaubeamte“

Schon bald wurde die Schule der Bezirksschulinspektion Dippoldiswalde unterstellt, sie hieß dann „Vorschule für Eisenbahn- und andere Bureaubeamte“.

Als im November 1893 die Sächsischen Staatseisenbahnen von den Bewerbern für den mittleren Dienst das Abgangszeugnis einer Realschule forderten, passte sich Direktor Haucke auch dieser neuen Sachlage an. Ab Ostern 1895 wurde in einem dreijährigen Kursus der gesamte Lehrstoff der Realschulen vermittelt. Man erreichte damit, dass das Ministerium die Anstalt als den Realschulen im Lehrziel gleichstehend anerkannte.

Das hatte große Bedeutung für den Fortbestand dieser Einrichtung und war ein wesentlicher Schritt zu einer allgemeinbildenden höheren Schule.

1900 „Städtische Höhere Lehranstalt

1914 „Höhere Lehranstalt für künftige Verkehrsbeamte“

Um auch nach dem Abschluss der Schule miteinander in Verbindung zu bleiben, gründeten 16 Schüler 1904 die „Altenberger Landsmannschaft“ (AL).
Dieser gehörten 1928 946 Mitglieder (62 % der Abiturienten) an. Sie gab eine Zeitschrift heraus und lud die Ehemaligen zu Wiedersehensfesten ein.

1931 „Deutsche Verkehrs-Oberrealschule“

Mit dem Aufsetzen der Unterprima 1930 und der Erweiterung zur Oberprima 1931 wurde eine weitere Annäherung an gymnasiales Niveau vollzogen. Die Schule nannte sich nun „Deutsche Verkehrs-Oberrealschule“.
Die Hoffnung Direktor Hauckes, dass die Reifezeugnisse dieses Institutes denen einer öffentlichen Oberschule gleichgestellt werden, erfüllte sich damit noch nicht.

Insgesamt betrachtet führte in dieser Etappe ein komplizierter Weg von einer Privatschule spezieller Ausrichtung letztlich zur allgemeinbildenden Schule in öffentlicher Trägerschaft. (Natürlich können hier nur einige markante Schritte dieser Entwicklung im Überblick dargestellt werden.)

2. Die Schule in der Zeit des Faschismus als „Grenzlandschule

1934 „Höhere Grenzlandschule“

Als Paul Haucke 1934, 75 Jahre alt, seine Direktoren-Tätigkeit beendete, trug die Schule den Namen „Höhere Grenzlandschule“ und befand sich in Trägerschaft der Stadt Altenberg, der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, des Vereins der Freunde und Förderer dieser Schule und der Altenberger Landsmannschaft (AL), einer Vereinigung ehemaliger Schüler.

Der aufkeimende deutsche Faschismus wirkte sich aber auch auf die Schulpolitik aus. So bestand „die Absicht, die Schule mit staatlichen Beihilfen in eine Grenzlandschule umzuwandeln, die besonders den national-sozialistischen Grenzlandgedanken fördern soll.“ (AL-Zeitung April 1934)
1935/36 wurde der Zweck der „Grenzlandschule“ noch deutlicher formuliert: „Die Höhere Grenzlandschule (soll) eine Sammelstätte für die auslandsdeutsche und die für das Grenzland interessierte reichsdeutsche Jugend (werden), die hier in Altenberg unweit der Reichsgrenze einen tiefen Eindruck von der Not des Grenzlandes und von den Aufgaben eines zielbewussten Grenzlanddeutschtums in Anschauung und Unterricht empfangen soll.“ (AL-Zeitung Januar 1936)

1938 „Grenzlandschule, Oberschule für Jungen (Gemeindeverbandsschule)“

Die Schule wurde zu einer achtstufigen öffentlichen Vollanstalt mit einem sprachlichen und einem naturwissenschaftlichen Zweig ausgebaut und damit den anderen Oberschulen gleichgestellt. Die Schülerzahl lag bei 225.
Nachdem seit 1920 auch Mädchen unterrichtet worden waren, wurde sie wieder zur reinen Jungen-Schule.

 

3. Nach dem II. Weltkrieg und in der DDR-Zeit

1945  Die Schule während der Nachkriegszeit – „Oberschule Altenberg“

Nach der Zerstörung Altenbergs Anfang Mai 1945, der auch das Schulgebäude zum Opfer fiel, und dem Zusammenbruch des 3. Reiches, mühten sich noch im selben Monat engagierte Menschen um einen Neubeginn.

Bereits am 23. Juli wurde die nun in den Räumen des ehemaligen Amtsgerichts Altenberg untergebrachte Schule als eine der ersten Oberschulen Sachsens neu eröffnet.

1949 „Oberschule „Glückauf“ Altenberg“

Jahre des Umbaus im Sinne des Sozialismus folgten.
Am 17. September 1949 erhielt sie den Namen Oberschule „Glückauf“ Altenberg.

In den letzten Jahren vor Einführung der Allgemeinbildenden Polytechnisch Oberschule erhöhte sich die Bewerberzahl für eine Abiturausbildung so stark, dass in Dippoldiswalde für das untere Kreisgebiet vorübergehend (1953 bis Abitur 1957 und 1954 bis Abitur 1958) einige Abiturklassen gebildet werden mussten.

1959 „Erweiterte Oberschule „Glückauf“ Altenberg“ (EOS)

1959 wurden die damaligen Oberschulen in „Erweiterte Oberschule“ (EOS) umbenannt.

1977 Umzug nach Dippoldiswalde und Gründung der KJS Altenberg

Am 4. Juli 1972 fassten die Leitungsgremien des Bezirkes Dresden und des Kreises Dippoldiswalde den Beschluss, in Altenberg eine Kinder- und Jugendsportschule (KJS) zu gründen. Aus diesem Grund wurden die bisherigen Räumlichkeiten in Altenberg ab 1977 von der neu gegründeten Kinder- und Jugendsportschule „Dr. Richard Sorge“ genutzt.

Neubau des Internats 1986

In Dippoldiswalde wurde für die EOS „Glückauf“ab 1976 ein neues Schulgebäude (das jetzige Haus II) errichtet.

Für die Übergangszeit Februar bis Juli 1977, als der nebenan entstandene Neubau für die Polytechnische Oberschule Dippoldiswalde bereits fertig und bezogen war und die Gebäude in Altenberg bereits für die KJS geräumt werden sollten, fand der Unterricht für die EOS im alten Schulgebäude im Zentrum von Dippoldiswalde (heutige Mittelschule) statt.

Mit der feierlichen Einweihung am 3. September 1977 begann der Schulbetrieb im modernen DDR-Einheitsbau.

1982 „Schulteil EOS“ der Nikolai-Ostrowski-Oberschule Dippoldiswalde

Ab 1983 wurden nur noch die Klassenstufen 11 und 12 an den Erweiterten Oberschulen unterrichtet, die Vorbereitungsklassen 9 und 10 fielen weg.
Die Schülerzahl der EOS „Glückauf“ Dippoldiswalde wurde dadurch so gering, dass man sie organisatorisch als „Schulteil“ der benachbarten örtlichen Polytechnischen Oberschule „Nikolai Ostrowski“ angliederte, eine Maßnahme, die unmittelbar nach der Wende von 1989 wieder rückgängig gemacht wurde.

4. Entwicklung nach der Wende

1990 EOS „Glückauf“ Dippoldiswalde

Nach der Wende wurde der „Schulteil EOS“ wieder eigenständig.

1992 „Glückauf“-Gymnasium Dippoldiswalde

Seit 1992 gibt es in Sachsen erneut Gymnasien. Aus der EOS „Glückauf“ Dippoldiswalde wurde das „Glückauf“-Gymnasium. Dies war nicht nur eine Namensänderung, sondern mit vielen Wandlungen verbunden.

1994 Bergstadt –Gymnasium „Glück auf“ Altenberg

Betrug die Schülerzahl 1990 ca. 80, bewarben sich 1992 ca. 1500 Schüler aus dem Kreis Dippoldiswalde für die gymnasiale Ausbildung. Diese Interessenten-Zahl war so hoch, dass zwei Gymnasien notwendig wurden.

In Altenberg hatte sich die KJS aufgelöst und auch hier entstand ein Gymnasium, das in Rückbesinnung auf historische Wurzeln seit 1994 den Namen Bergstadtgymnasium „Glück auf“ übernahm.

Zeugnisse aus der ersten Periode des erzgebirgischen Bergbaus

Wie um nachträglich noch einen Beweis für die Richtigkeit des Namens der Schule zu bringen, wurden 1995/96 unter der Schule  Zeugnisse aus der ersten Periode des erzgebirgischen Bergbaus entdeckt.

2002 wurden in Vorbereitung des Verbindungsbaus (heutige Aula) weitere Sicherungsgrabungen durchgeführt.

 

5. „Glückauf“-Gymnasium Dippoldiswalde/Altenberg

ab 2004 „Glückauf“-Gymnasium Dippoldiswalde / Altenberg

Der Rückgang der Schülerzahlen hat beide Gymnasien 2004 unter Trägerschaft des Landkreises zusammengeführt.

„Glückauf“-Wappen an der Schule – Mosaik angefertigt von Schülern mit Klaus-Peter Dyroff als fachlichen Betreuer und mit Unterstützung der Firma Villeroy & Boch